Unsere Narrenfiguren

Im Zeichen des Jokili

Rund 1000 große und kleine Jokili können im bunten Narrentreiben der Endinger
Fasnet alljährlich beobachtet werden. Zu der großen Schar der Jokili gesellen sich
die Räbwieber sowie bemerkenswerte Einzelfiguren wie das Stadttier, der Storch,
der Stadthauptmann, der Galli und das Dielfraili. Die Hemdglunker stehen für den
Beginn, die „trüürige“ Narre für das Ende der Fasnet.

Jokili

Der Jokili ist die Hauptgestalt der Endinger Fasnet. An der Fasnet dreht sich alles um ihn, und das eben schon seit jeher. Wie bei vielen alten Narrenfiguren liegt auch die Herkunft des Endinger Jokili im Dunkeln. Sein Name leitet sich wohl vom lateinischen Wort „Ioculator“ (Possenreißer) ab. Er wird erstmals im Jahre 1782 urkundlich erwähnt, als auf dem Marktplatz der Stadt das Fasnetspiel „Jokilis Heimkehr“ aufgeführt wird. Mit dem Jokili besitzen die Endinger eine der ältesten Brauchtumsfiguren am Oberrhein.

Stadttier

Das Stadttier ist eine übermanngroße Gestalt „halb Gaul, halb Stier“. Wild stürmt die unzähmbare Einzelgestalt an Fasnet durch Endingens Straßen. Die Figur des Stadttiers beruht auf einem im Jahre 1870 vom damaligen Bürgermeister Kniebühler verfassten Büchlein. Im Jahr 2019 fiel diese einzigartige Gestalt auch namhafte Gazetten wie dem Sidney Herald oder der Seattle Post ins Auge, die daraufhin nicht umhinkamen, ein Bild unseres Stadttiers in ihren Blättern abzudrucken.

Dr Galli

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte in Endingen der Schneidergeselle Gallus Wodenscheck, kurz nur Galli genannt. Gallus war für seine maßlosen Übertreibungen und Lügen bekannt. Seit den Fasnetsspielen der 1930er Jahre zählt er zu unseren Fasnetsfiguren. Als Vorbild für die heutige geschnitzte Galli-Larve diente Erznarr Eugen Löffler, der den Galli bei vielen Fasnetsspielen und Umzügen in jenen Jahren darstellte. Ab dem Jahr 2019 wird der Träger des Galli von den Zunftbrüdern gewählt.

 

S‘ Dialfraili

Das Dialfraili trägt das Gewand einer Rebbäuerin. Auch sie entstammt dem reichem Endinger Sagenschatz. So steht geschrieben, dass das Dialfraili einst im Rebgewann Diel sein Unwesen trieb und so manchen „vergelschteret“ hat, der sich dort allzu lange aufgehalten hat. Einst war die Figur eine relativ wilde Figur und wurde vergleichbar dem Stadttier übermannsgroß vor den Umzügen hergetragen. Ab dem Jahr 2019 wird der Träger des Dialfraili von den Zunftbrüdern gewählt.

Hemdglunker

Eingeläutet wird die Fasnet in Endingen durch die Hemdglunker. Bekleidet mit einem weißen Nachthemd, einem Zipfelkäppchen auf dem Haupt, das Krachinstrument oder eine Laterne in der Hand, strömen sie am Schmutzige Dunschdig zu Tausenden zum Marktplatzbrunnen, um dort den Jokili zu erwecken. Wer einmal erlebt hat, wie bei der Brunnenzeremonie aus unzähligen Kehlen „Jokili kumm“ erschallt, wird diesen Moment sicherlich nicht mehr vergessen.

trüürige Narr

Im ganzen Städtli herrscht für fünf Tage Frohsinn, bevor am Fasnetzischdig der Jokili durch die „trüürigä“ Narre unter lauten, langgezogenen „Ojeeeee“-Rufen wieder für ein Jahr im Brunnen versenkt wird. Zuvor wird der aufgebahrte Jokili jedoch unter lautem Wehklagen der am Boden zerstörten Narren durch das Städtli zu seiner Ruhestätte getragen. Ein einzigartiges Spektakel, das jeder Fasnetliebhaber einmal miterlebt haben muss.

Stadthauptmann

Am Fasnetsunndig verkündet der Stadthauptmann, sein Schwert zu seiner Linken, hoch zu Ross, begleitet von den Trommlern des Bürgerwehrspielmannszugs den großen Jokiltag: „Vu amtliger Stell sej Ejch verkindet – s’isch Fasnet jetz fir alli Lit!“ Seinen fasnächtlichen Ursprung hat er in den traditionellen Fasnetspielen unserer Stadt. Zudem obliegt es ihm, den großen Umzug am Fasnetmändig anzuführen. Der Stadthauptmann wird üblicherweise von einem Zunftbruder mit Reiterqualitäten verkörpert. Aus sicherheits- und tierschutzgründen verzichtet der Stadthauptmann in den letzten Jahren jedoch zumeist auf eine Teilnahme hoch zu Ross.

Altnarr

Aus dem 19. Jahrhundert sind noch heute Narrenkleider erhalten geblieben. Das damalige Erscheinungsbild des Jokilis wich nicht allzu sehr vom Heutigen ab. Seinerzeit wurden einfache Stoffe verschiedenster Farben sowie aus der Mode gekommene Tücher zum Schneidern der Gewänder genutzt. Trotz dieser Vielfalt waren diese Jokili mit ihrer dreizipfligen Narrenkappe und dem mit Schellen verzierten Narrengewand klar als solche zu erkennen. Schlichte Draht- oder Pappmaché dienten der Maskierung. Erst im Jahre 1934 wurde das rote Gewand des Endinger Jokili farblich festgeschrieben. Die Altnarren erinnern an dieses frühe, deutlich buntere Erscheinungsbild des Jokilis.

Storch

Der Storch begleitet den Endinger Narrensamen bei den Umzügen am Freitag, Sonntag und Montag. Träger des Storchs ist immer der Zunftbruder, der vor der Fasnet zuletzt Vater geworden ist. Das Kostüm stammt ursprünglich aus den Zwanziger- oder Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Lange war die Fasnetgestalt des Storchs jedoch verschollen und wurde erst 1995 wieder zu neuem Leben erweckt.

 

Räbwiebli

In den 1960er Jahren entstand die Gruppe der Räbwiebli als weibliche Begleitung der Zunftmeister. Zunächst trugen die Räbwiebli keine Masken und nahmen auch nur am Fasnetmändigumzug teil. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde die äußere Gestalt des Räbwieblis überarbeitet und mit einer Holzlarve versehen. Die kleine, aber feine Gruppe der Räbwiebli bildet die einzige Maskengruppe, die neben der großen Schar der Jokili in Endingen existiert.